Mein Weg

Wenn ich heute so zurück denke, wird mir klar, dass ich eigentlich wieder auf der Suche danach bin, was für mich als Kind ganz selbstverständlich war:

Die Unbeschwertheit, die Leichtigkeit und die Verbundenheit zu den Pferden.

Meine ersten Pferdeerfahrungen habe ich auf Wald und Wiesen Pferden von damaligen Freunden mit privatem Offenstall machen dürfen. Wir sind dort mal mit Stallhalfter, mal mit Trense, mal mit Sattel und mal ohne über Stock und Stein „geritten“- eine Reithalle oder so etwas gabs da nicht, aber wofür auch. 

Es war uns genug einfach mit diesen wundervollen Tieren zusammen zu sein.

Momente, die mir heute noch ein Lächeln
aufs Gesicht zaubern

2008 begann ich mit 11 Jahren regelmäßig Reitunterricht zu nehmen und habe in diesen 6 Jahren die Basics des Westernreitens gelernt. 

Zusammen mit meiner damaligen besten Freundin habe ich gefühlt die meiste dieser Zeit im Stall verbracht. Weder der heißeste Sommer noch der tiefste Winter hielten uns davon ab zu den Pferden zu gehen. Von Misten, Füttern und Fegen über Spazierengehen, Reiten, Longieren bis hin zur Turnierbegleitung und sogar Betreuen von Kinder- und Jugendcamps haben wir alles gemacht. Ich erinnere mich an waghalsige Ausritte in Endgeschwindigkeit, Reitstunden ohne Sattel und an unendlich viele Momente die mir bis heute ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Auch wenn ich hier meine ersten Turniererfahrungen in Reitschüler-Wettbewerben und teilweise dann auch Amateur Turnieren sammeln durfte, ging es nie darum wer das teuerste oder beste Pferd ritt, sondern um das was wirklich zählt- mit dem Partner Pferd die Aufgabe zu meistern. 

Das Hobby wird zum Beruf

Im Frühjahr 2016 führte mich mein Weg nach Hessen in den Odenwald, wo ich bei George Maschalani meine Ausbildung zur Pferdewirtin startete. 

Dort bin ich tiefer in die Materie des Westernsports eingedrungen und wurde  sehr vielseitig ausgebildet. Neben den alltäglichen Stallarbeiten und dem Reiten lernte ich zum Beispiel mit dem Radlader Heuballen zu setzen, mit Traktor und Bahnplaner die Reithalle zu fahren und Wiesen zu mulchen. Außerdem bekam ich einen Einblick in die Zucht, durfte das Aufwachsen der Fohlen und Jungpferde miterleben und meine ersten Erfahrungen in deren Ausbildung zum Reitpferd machen. Mit meinem damaligen Berittpferd „Rüdiger“ konnte ich in verschiedenen Disziplinen Turniererfolge sichern.  Ebenso gehörte die Unterrichtserteilung zu meinen Aufgaben. Von Kindern und Anfängern bis zum Fortgeschrittenen Reiter konnte ich mit der Zeit alles abdecken.  

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Eine völlig andere Welt

Im Januar 2018 wechselte ich meinen Ausbildungsbetrieb und verbrachte die restliche Zeit meiner Lehre bei G&G Reitsport in Bad Soden.

Hier betrat ich eine für mich bis dahin „unbekannte“ Welt: den Dressursport. Zu Beginn war es eine deutliche Umstellung – die Pferde waren so viel größer, das Handling, die Betreuung und auch die Atmosphäre war ganz anders als das, was ich bisher kannte. Hier lernte ich die Grundlagen der modernen Dressur und konnte schließlich, in weißer Reithose und Jacket, meine Abschlussprüfung zur ‚Pferdewirtin, Fachrichtung Service und Haltung‘ erfolgreich ablegen.

Mein erstes eigenes Pferd

Im August 2018 war es endlich soweit- ich erfüllte mir meinen Kindheitstraum vom eigenen Pferd. Der damals 3 jährige Quarter Horse Wallach „John Dear Hollywood“ ist seit dem mein treuer Begleiter. 

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Acht Monate in Tristan Tuckers Welt

Von März bis Dezember 2019 bot sich mir die Möglichkeit in Holland als working student bei Tristan Tucker zu arbeiten. 

In dieser Zeit konnte ich meine Fähigkeiten in der Bodenarbeit und auch im Dressur-Sattel entscheidend vertiefen. Tristan zeigte mir die Welt der Pferde aus einer völlig neuen Perspektive. Er öffnete mir die Tür zu einer neuen Dimension. Ich erkannte, dass da draußen noch so viel mehr ist. Es war schon immer da, nur konnte ich es vorher einfach nicht wahrnehmen. Bei ihm lernte ich wie ich mein eigenes Energielevel in der Arbeit mit den Pferden nutzen kann. Ich lernte, wie ich den Pferden helfen kann Stabilität, Balance und Koordination in ihren Bewegungsabläufe zu verinnerlichen, ihr Potenzial zu entfalten und selbstbewusst durch die Welt der Menschen zu gehen. Ich erkannte, dass der Ursprung von Problemen, die in der Zusammenarbeit mit den Pferden auftreten, oft eine Ebene tiefer liegt. Durch Tristans unendliche Geduld wurde ich selbstbewusster, durch seine innere Ruhe wurde auch ich ruhiger und einen Teil seines Wissens gab er mir mit auf meine Reise. Bis heute steht mir Tristan mit einem guten Rat zur Seite, wenn ich Fragen habe oder an meine Grenzen komme. Dafür bin ich unendlich dankbar.

Eine Auszeit

Im März 2020 ging ich für ein halbes Jahr zurück in die Oberpfalz- meine Heimat. Da die Welt in dieser Zeit sozusagen sowieso fast still stand, nahm ich mir eine Auszeit. 

John brachte ich in genau dort unter, wo ich damals das erste mal auf dem Pferd saß. Die Freundschaft mit Sinah, die nun den kleinen Stall von ihrer Mutter übernommen hat, blühte wieder auf. Das letzte Mal hatten wir Kontakt als wir beide eben noch im Grundschulalter waren. Tatsächlich lebte einer der Wallache, den ich aus meinen Kindheitserinnerungen noch kannte, mit seinem stolzen Alter von über 40 Jahren, immernoch. 

Wir verbrachten viele Abende am Lagerfeuer und führten unzählige Gespräche- über die Pferde, unsere Gedanken, Visionen- über „Gott und die Welt“. Ich kam an einen Punkt an dem ich wirklich dachte ich würde vielleicht nie wieder auf ein Pferd steigen, ich stellte alles in Frage. Ich dachte vielleicht sind die Pferde doch am glücklichsten, wenn wir sie einfach nur auf eine Koppel stellen und Pferd sein lassen. Doch ich für meinen Teil habe am Ende des Tages erkannt: Wenn die Basis auf Liebe, Verständnis und gegenseitiger Achtung beruht, so kann die Zusammenarbeit mit diesen wundervollen Tieren für beide Seiten voller Freude und Erfüllung sein.

Zurück nach Hessen

Im Oktober 2020 führte mich mein Weg doch wieder zurück nach Bad Soden in den Taunus- mit einem zweiten Pferd im Gepäck. Merlin. 

Er sollte das „Projekt“ sein, dass ich mir gewünscht habe. Einem „Problempferd“ eine zweite Chance geben- es zu trainieren und eine neues schönes zu Hause zu finden. Merlin kam durch Zufall zu mir- als „tickende Zeitbombe“, Beistellpferd, unreitbar und lebensgefährlich. Ich konnte von Anfang an seine wundervolle Seele sehen, die sich hinter vielen Mauern des Selbstschutzes verbarg. Eine traumatisierte Seele zu heilen braucht Zeit und die bekam und bekommt er immer noch von mir. Inzwischen ist kaum wieder zu erkennen. Er hat sich geöffnet, wird immer mutiger und hat Vertrauen gefasst.

Und wie könnte es anders sein: Merlin hat mein Herz so tief berührt, dass der Gedanke, ihn herzugeben, unmöglich geworden ist. Er gehört zu mir, und ich freue mich auf jeden weiteren Schritt, den wir gemeinsam gehen werden.

Coming home

Ein Kapitel schließt sich und ein neues beginnt. Wie das Leben so spielt: Im Oktober 2023 führt mich mein Weg nach 3 Jahren an der Seite von Erich Geier wieder in die Oberpfalz zurück.

Mit meinem herzen voller Dankbarkeit und Erinnerungen an wunderbare Begegnungen, unvergessliche Momente und lehrreichen Erfahrungen geht es nun los in einen neuen Lebensabschnitt!
Seiner Bestimmung zu folgen bedeutet manchmal eben auch geliebte Menschen zurück zu lassen, aus dem gewohnten Umfeld und der Komfortzone zu gehen. 

Meine 3 Jungs -John, Merlin, Sid- und Katze Sky begleiten mich in dieses neue Abenteuer!

Meine größten Mentoren sind meine (inzwischen) 3 Pferde, durch die ich täglich wachsen kann. Sie bringen mich immer wieder an die Grenzen meiner Selbst und veranlassen mich dadurch bestimmte Situationen neu zu betrachten.

John, Merlin und Sid lehren mich tag täglich was bedingungslose Liebe bedeutet und begleiten mich auf meiner ganz eigenen Reise. Seit ich angefangen habe die Richtung zu einer ehrlichen Verbindung zu den Pferden (und mir selbst) einzuschlagen offenbaren sich immer wieder neue Teile dieser Welt voller Wunder.